Als ich das erste Mal in Bremen war, fand ich, daß das ja wohl mal die am englischsten aussehende Stadt in Deutschland ist. Die endlosen Reihen kleiner, oft identischer und nur durch ihre Farbe voneinander abgesetzten Häuser fand ich faszinierend und ich mochte die Stadt von Anfang an. Im Laufe der Jahre habe ich Bremen als Besucher immer mehr zu schätzen gelernt und als wir zusammen in eine Stadt ziehen wollten, haben wir uns ganz bewußt Bremen ausgesucht. Und nicht eine Sekunde bereut. Es ist einfach eine schöne Stadt und die Bewohner, soweit man das verallgemeinern kann, im allerersten Moment vielleicht etwas reserviert, aber dann schnell ausgesprochen freundlich. Es ist mir mittlerweile schon einige Male passiert, daß ich außerhalb Bremens in einem Geschäft oder an einem anderen öffentlichen Ort zu einer fremden Person eine Bemerkung zu etwas gemacht habe, was mir gerade aufgefallen ist und dafür merkwürdige Blicke geerntet habe. In Bremen ist das kein Problem, man bekommt eine Antwort und wechselt vielleicht noch ein oder zwei Sätze etwa darüber, wie schwer es ist, mit einer dünnen Drahtzange ein Kilo Brot durch eine enge Klappe zu bugsieren. Kühle Reserviertheit habe ich an anderen Orten sicher kennengelernt, aber nicht hier, wo man es den Leuten nachsagt.
Bremen ist die erste Stadt, in der ich tatsächlich als Bewohner fotografiere. Das erweitert die Möglichkeit, Orte zu allen möglichen Tageszeiten und in unterschiedlichen Lichtverhältnissen aufzunehmen. Es bedeutet, praktisch jeder Zeit und ganz spontan fotografieren zu können. Was man als Besucher als neu, ungewöhnlich und bemerkenswert ansieht, relativiert sich mit der Zeit. Mit der Zeit wächst der Fundus an Bildern und die Auswahl wird schwieriger, damit geht auch einher, daß sich Auswahlkriterien verändern. Der Fokus verschiebt sich weg vom Spektakulären. Manchmal verunsichert mich das, weil ich Zweifel habe, ob ich mit einem Foto auch etwas vermitteln kann. Es wäre schade, wenn nicht. Denn die Bilder aus Bremen sind etwas Besonderes. Fotos von Zu Hause.